Karin Heimgartner, Sozialbegleiterin
Valentin Hoyos erhielt eine Praktikumsstelle in einem Alterszentrum und konnte 2011 im gleichen Betrieb die zweijährige neue Ausbildung zum Assistenten Gesundheit und Soziales (AGS) absolvieren. Die Ausbildung war für ihn Segen und Fluch zugleich: «Es war toll, dass ich zu den Ersten gehörte, die diese neue Ausbildung absolvieren durften. Schwierig war aber, dass die Betriebe die neuen Fachkräfte und ihre Kompetenzen noch nicht einordnen konnten.» Er schrieb über 30 Bewerbungen – ohne Erfolg.
Eine dankbare Generation
Seit fünf Jahren arbeitet Valentin Hoyos im Alterszentrum Mathysweg, das wegen eines Neubaus in Albisrieden im temporären Alterszentrum Triemli eingemietet ist. In drei verschiedenen Schichten begleitet und unterstützt er die betagten Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem möglichst selbstbestimmten Alltag. Während am Vormittag eher die Körperpflege im Vordergrund steht, geniesst Valentin Hoyos die Spaziergänge, Gespräche und Aktivierungsangebote mit den Betagten am Nachmittag. «Sie können dank unserer Betreuung ihre Schwächen überbrücken. Wenn sie zufrieden sind, bin ich es auch.» Die Dankbarkeit für sei ne Arbeit lassen ihn die Bewohnerinnen und Bewohner oft spüren. Er sieht einen Grund darin, dass die betagten Menschen in der Nachkriegszeit bescheiden leben mussten und es die professionelle Betreuung in Alterszentrum für ihre Eltern damals noch nicht gab. «Nie vergessen werde ich die alte Frau, die mir von ihrem letzten selbständigen Ausflug in die Migros ein Stück Käse mitbrachte.»
Auf Morgen verschieben geht nicht
Organisieren und schnell reagieren können, Geduld und Durchhaltewillen haben, belastbar sein, sind für Valentin Hoyos – nebst den psychosozialen – zentrale Kompetenzen als FaBe. «In der Betreuung von Menschen muss man alles sofort erledigen, auf Morgen verschieben geht nicht.» Als FaBe darf er medizinaltechnische Tätigkeiten ausführen wie Insulin spritzen, Blutzucker messen oder einen Wundverband wechseln. Auch das Medikamentenmanagement muss eine FaBe beherrschen. Alles Kompetenzen, die er als AGS noch nicht hatte. Fünf Jahre nach seinem FaBe-Abschluss schätzt er seine Erfahrungen, die ihm ein noch besseres Verständnis für die Bedürfnisse betagter Menschen und solcher mit Demenz ermöglichen.
Valentin Hoyos stört sich daran, dass FaBe und FaGe im Betagtenbereich nicht differenzierter wahrgenommen und eingesetzt werden. In Bezug auf die Medizinaltechnik hat er als FaBe drei Kompetenzunterschiede, darf beispielsweise kein Blut entnehmen. Damit FaBe im Betagtenbereich ihre Position stärken könnten, würde Valentin Hoyos die Einsatzbereiche klarer aufteilen.
Potenzial in jungen Menschen erkennen
Valentin Hoyos ist rückblickend überzeugt, dass er den Sprung in die FaBe-Ausbildung auch direkt nach dem Berufsvorbereitungsjahr geschafft hätte. «Ich bewerte den persönlichen Willen und das Interesse am Beruf höher als gute Schulnoten.» Er wünscht sich, dass die Personal- und Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben mehr auf dieses Potenzial in den jungen Leuten eingehen würden. Valentin Hoyos kann sich gut vorstellen, dass er zu einem späteren Zeitpunkt in eine Weiterbildung investiert, beispielsweise in ein Sozialpädagogik-Studium. Aktuell geniesst er aber seinen finanziellen Spielraum mit Wohnung, Auto und Motorrad, bereist Europa und spart für einen Camper: «Wild campen in Schottland, das ist mein Traum.»