Valentin Hoyos, Fachmann Betreuung, Fachrichtung Betagtenbetreuung
Persönliche und fachliche Kompetenzen überzeugten
Die Bewerbung für ihre aktuelle Stelle brachte sie 2014 – nach Ablauf der Bewerbungsfrist – persönlich vorbei. Am nächsten Tag wurde Tanja Elmiger zum Vorstellungsgespräch eingeladen und absolvierte ein Assessment. Sie war 24 Jahre jung, hatte zuvor noch kein Team geleitet – und bekam die Stelle. «Der damalige Kita-Präsident sah Potenzial in mir und gab mir die Chance, mich zu entfalten. » An die Stelle war die Bedingung zur Weiterbildung als Teamleiterin geknüpft, welche sie am bke Bildungszentrum Kinderbetreuung in Zürich von 2014 bis 2018 absolvierte und mit der eidg. Berufsprüfung Teamleiterin in sozialen und sozialmedizinischen Institutionen mit Bestnote abschloss. Schlaflose Nächte und eine Erkenntnis fürs Leben «In den ersten drei Monaten als Betriebsleiterin habe ich wenig geschlafen», gibt Tanja Elmiger offen zu. Ihr Wunsch, es allen recht zu machen, zerriss sie innerlich. Die Mitarbeitenden – von der Praktikantin bis zu Fachpersonen kurz vor der Pensionierung – reagierten unterschiedlich auf die neue junge Chefin. Tanja Elmiger liess sich coachen und gewann dadurch wieder Selbstvertrauen. «Ich musste lernen, dass ich als Führungsperson Entscheide aushalten muss und nicht alle damit zufrieden sein müssen.» Sie liest viel Fachliteratur und reflektiert ihr Verhalten in einem Führungs- und Lerntagebuch. Letzteres war Bestandteil eines bke-Moduls, und Tanja Elmiger empfand die Aufgabe zu Beginn als mühsam und zeitraubend. Selbstreflexion ist für sie heute eine Schlüsselkompetenz, die am bke geschärft wurde: «Wer sich selbst nicht reflektiert, kann andere nicht anleiten und fördern», ist sie überzeugt.
Anpacken und umsetzen
Der Arbeitstag beginnt für Tanja Elmiger meistens um 7 und endet um circa 18 Uhr. «Oft bin ich so in meine Arbeit vertieft, dass ich die Zeit vergesse.» Die Kindertagesstätte Delfin ist in einem renovierten Bauernhaus untergebracht, das für die Bedürfnisse einer Krippengruppe, Hortgruppe und einen Mittagstisch eingerichtet ist. Über die Woche verteilt betreuen Tanja Elmiger und ihre neun Mitarbeitenden rund 90 Kinder und Jugendliche. Ihr 90-%-Pensum ist verteilt auf 60 % Administratives und 30 % Betreuung.
«Der persönliche Austausch mit meinen Mitarbeitenden, den Kindern und deren Eltern ist für mich zentral.» Tanja Elmiger wischt den Boden, putzt WC und wechselt Windeln genauso wie alle anderen Mitarbeitenden. Sie beschäftigt zwei Praktikantinnen, die sie überdurchschnittlich entlöhnt und mit konkreten Aufträgen und Zielvereinbarungen auf die FaBe-Lehre vorbereitet. 2019 führte Tanja Elmiger den Betrieb erfolgreich zur Auszeichnung als Quali-Kita. Für die Qualitätssicherung in ihrer Branche will sich Tanja Elmiger künftig noch stärken engagieren und macht eine Ausbildung, um selbst Auditorin zu werden. «Unsere Branche braucht mehr Anerkennung. Dafür müssen wir aber auch mehr aus uns und unseren Betrieben rausholen und uns nicht mit wenig zufriedengeben.»
Zurück als Dozentin
An ihre Weiterbildungszeit am bke denkt Tanja Elmiger gerne zurück. Die vermittelten Kompetenzen für Mitarbeiterbeurteilungen, Projekt- und Qualitätsmanagement setzt sie im Alltag genauso ein wie das Eisenhower- oder Pareto-Modell für das Selbstmanagement. Nach dem letzten Modul an der bke erkundigte sich Tanja Elmiger, was es braucht, um Dozentin werden zu können. Der unter anderem erforderliche SVEB-Kurs, um Erwachsene auszubilden folgte, und schliesslich kam die erhoffte Anfrage vom bke. Ab Herbst 2020 unterrichtet sie im Führungslehrgang «Teamleiter/in in sozialen und sozialmedizinischen Institutionen» das Modul Grundlagen der Teamentwicklung und Zusammenarbeit sowie das Modul Planung, Durchführung und Evaluation von Führungsaufgaben. Dafür reduziert sie ihr Pensum in der Kindertagesstätte Delfin auf 80 % und gibt ihre Unterrichtstätigkeit an der Berufsschule auf. Einige Tage pro Jahr unterrichtet sie auch in überbetrieblichen Kursen für FaBe. Trotz den vielfältigen Tätigkeiten findet Tanja Elmiger noch Zeit für ihre Hobbys Krav Maga (eine Kampfsportart) und das Pistolenschiessen als Sportschützin. Das Kind in sich und den Humor bewahren, sind zentral für sie: «Das Leben ist wie ein Spielplatz, den es sich lohnt zu entdecken.»