Simona Berger, Institutionsleiterin in Ausbildung
Sozialpädagogik HF oder Kindererziehung HF?
Die beiden Berufsbezeichnungen klingen nach völlig unterschiedlichen Berufen. In der Praxis liegen Sozialpädagogik HF und Kindererziehung HF viel näher beieinander, als man erwarten würde. Viele Lernmodule der beiden Studienrichtungen sind identisch, werden zusammen in gemischten Klassen unterrichtet, und auch die Aufgabenbereiche im Arbeitsalltag überschneiden sich in wesentlichen Teilen. Linda Schellenberg weiss, dass in dieser Hinsicht noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist: «Die Ausbildung Kindererziehung HF ist relativ neu, und auch der Status der Diplomierten ist noch nicht geklärt.» Sie empfindet die Berufsbezeichnung als problematisch, weil sie immer mit der früheren Kleinkindererzieherin verwechselt wird. Auch in der Branche selbst sei der Bekanntheitsgrad noch ziemlich dürftig. «Als Kindererzieherin HF helfe ich mit, unser Berufsbild zu fördern und möchte beweisen, dass meine Ausbildung nicht nur für mich persönlich sehr wertvoll war. Mit unseren Kompetenzen können wir in unterschiedlichen Institutionen wesentlich zur Optimierung der pädagogischen Qualität beitragen.»
Engagement in der Bildungskita
Die Kita Schatzinsel ist eine bunte Mischung aus Kindern mit unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen und sozialen Hintergründen. Die Ansprüche an die Betreuungspersonen und Erzieherinnen sind daher besonders hoch. Die Bildungskita arbeitet nach dem Infans-Konzept, das die Kinder konsequent ins Zentrum stellt. Partizipation, Selbstbestimmung und Orientierung an den Bedürfnissen der Anderthalb- bis Vierjährigen werden gelebt. Die Kinder entscheiden sich selbstständig für neue Angebote aus verschiedenen Bildungsbereichen wie beispielsweise Musik und Bewegung, bildnerisches Gestalten oder Naturwissenschaft und Technik. In den Bildungsbereichen sind auch kleine «Ämtli» wie das Tischdecken oder das Leiten des Singkreises enthalten. Auch Kommunikation ist wichtig: Möchte beispielsweise ein Kind das Angebot wechseln, muss es selbst abklären, ob dort ein Platz frei ist.
Eine Ausbildung mit Perspektiven
Linda Schellenberg bleibt – wie mit ihrer Arbeitgeberin verabredet – noch zwei Jahre in der Kita Schatzinsel. Über ihre Zukunftspläne macht sie sich noch keine grossen Gedanken: «Schliesslich habe ich jetzt einmal hier meinen Job zu erfüllen. Ich will dem Titel ‹Kindererzieherin HF› einen Inhalt mitgeben, und darauf freue ich mich.» Sie bringt ihr Fachwissen in FaBe-Coachings ein, in der Betreuung von Lernenden und Praktikantinnen sowie in der Qualitätssicherung. «Ich könnte mir später eine sozialpädagogische Aufgabe mit mehrfach beeinträchtigten Kindern vorstellen. Zum Beispiel in einer heilpädagogischen Schule, oder in der Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Das Berufsfeld der sozialen Arbeit bietet mir unzählige Möglichkeiten!»
Priska Denzler
Dipl. Leiterin/Praxisausbildnerin HF Kita Schatzinsel, Zürich
«Dank den Aus- und Weiterbildungen unserer Mitarbeitenden bleiben wir à jour. Wir fördern den Praxistransfer aktiv und ermuntern die Studierenden zur schnellen Umsetzung des Gelernten. Spannend finde ich, die Auswirkungen der verschiedenen Ausbildungen wie Kindererziehung HF oder Teamleiter auf den Alltag zu beobachten. Bei der Einführung der HF-Ausbildung waren wir von Anfang an dabei: Wir erarbeiteten ein Konzept, wie wir die Absolventinnen intern einsetzen können, beispielsweise in Qualitätssicherungsprojekten oder in der internen Weiterbildung. Von den Kitas wird eine Professionalisierung auf allen Ebenen erwartet, und das ist auch in unserem eigenen Interesse. Die HF-Ausbildung leistet einen wichtigen Beitrag dazu. Nun müssen die entsprechenden Stellen geschaffen werden, um dieses noch relativ neue Berufsbild optimal in die Kitas zu integrieren. Und am Ende müssen wir die Fortschritte, die wir damit erzielen, aktiv nach aussen kommunizieren.»