Esther Föllmi, Assistentin Gesundheit und Soziales
Der Verein Läbesruum verfolgt das Ziel, erwerbslose Menschen sozial und beruflich in der Gesellschaft zu integrieren und nach Möglichkeiten langfristig wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu begleiten. Mit der «Läbesknospe» kann der Verein niederschwellige und regelmässige Arbeitsmöglichkeiten massgeschneidert auf die individuellen Ressourcen, wie beispielsweise das Arbeitspensum, anbieten. Hier konnte sich Rolf Humbel also ohne Druck wieder an die Arbeit herantasten und kehrte so Schritt für Schritt in die Arbeitswelt zurück.
Zurück im sozialen Einsatz
Schon bald konnte Rolf Humbel dank seinem Engagement und seiner eigenen Kraft vom Stufenmodell des Vereins Läbesruum profitieren und in auf seine Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmte Fachbereiche wechseln. Zuerst ins Frontoffice, danach in den Bereich Hilfsarbeiten, wo er seit rund zwei Jahren arbeitet. Hier finden vor allem Langzeitarbeitslose, Menschen mit Suchtproblemen, psychischen Beeinträchtigungen, aber auch solche, die bewusst «minimal» leben wollen, kurzfristige Arbeitseinsätze im Taglohn. Der Verein Läbesruum bietet also unter anderem auch eine Art Personalverleih an, der innerhalb von wenigen Stunden Einzelpersonen oder Teams aufbieten kann, um beispielsweise kleine Transporte, Arbeiten im Garten oder ums Haus zu erledigen.
Die richtige Ausbildung für die neue Aufgabe
Die Arbeit mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen und mit weniger gradlinigen Biografien verlangt neben dem wertschätzenden, positiven und empathischen Umgang auch eine hohe Professionalität. Für Rolf Humbel war deshalb klar, dass er sich gezielt weiterbilden wollte. Mit der Schule für Sozialbegleitung fand er genau die richtige Anbieterin. Aktuell befindet er sich mitten in der dreijährigen Ausbildung zum Sozialbegleiter und ist begeistert: «Einmal Schule pro Woche lässt sich gut bewältigen und es ist sehr spannend.» Die Dozierenden sind gut und vermitteln die Inhalte kompetent. In Gruppenarbeiten wird das Gelernte vertieft oder Neues erarbeitet. «Ich treffe auf Studierende, die auf Demenzstationen tätig sind, in Wohngruppen, in der Betreuung von psychisch Kranken oder in der Spitex. Mein Arbeitsbereich ist ein bisschen speziell, aber trotzdem profitieren wir gegenseitig von den Erfahrungen.» Und die in der Ausbildung behandelten Themen wie personzentrierte Gesprächsführung, Lösungsorientierung oder Stressmodelle kann er 1:1 umsetzen. Was Rolf Humbel besonders erstaunt hat: «Im Prinzip beschäftigen wir uns genau mit den gleichen Inhalten wie Studierende der Sozialpädagogik. Vielleicht nicht ganz so tiefgehend, aber umso praxisnäher.»
Nah beim Menschen und für die Menschen
Die Leute im Verein Läbesruum haben einen schwierigen Lebenslauf. Viele stecken in verzweifelten Situationen, haben Wohn-, Sucht- oder finanzielle Probleme, kämpfen aufgrund ihrer Langzeitarbeitslosigkeit mit einem geschwächten Selbstbewusstsein, und manchmal kommen auch psychische Erkrankungen dazu. Der Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt ist schwierig, aber möglich. Einige werden vielleicht sogar eine Ausbildung machen, andere werden gar nie mehr in eine regelmässige, geregelte Tätigkeit zurückfinden. Die Kurzeinsätze im Läbesruum können viel für sie bedeuten. «Was aber alle brauchen, ist Wertschätzung, sind positive Begleitung, Toleranz und vorurteilslose Unterstützung.» Rolf Humbel ist glücklich, dass er seinen Beitrag dazu leisten kann.
Andreas Rüegger
Bereichsleiter Hilfsarbeiten im «Läbesruum», Winterthur
«Im Läbesruum finden sich praktisch keine gradlinigen Biografien. Zum Beispiel Rolf Humbel: Nach behutsamem Einstieg ist er bei uns zu einem wichtigen Mann geworden. Wir betrachten es als Verpflichtung, solche Quereinsteiger aktiv zu fördern – nicht nur in ihrem Interesse, sondern auch in unserem. Als Dienstleistungsbetrieb müssen wir uns in der Wirtschaft behaupten und konkurrenzfähige Qualität zu markttauglichen Preisen liefern. Andererseits tragen wir eine grosse Verantwortung für die Menschen, denen wir helfen wollen, sich als wertvoller Teil der Gesellschaft zu fühlen. Für beides brauchen wir kompetente, professionelle und gut ausgebildete Mitarbeitende. Duale Weiterbildungen mit hohem Praxisbezug, wie sie auch die Schule für Sozialbegleitung anbietet, eignen sich dafür besonders gut.»