Niluka Hess, Kindheitspädagogin HF
Weniger Hürden dank Lebenserfahrung
Als sich Sacha Lüthi um seine Position bewarb, war für ihn klar: Ich melde mich zum Lehrgang Arbeitsagogik an. «Mir ist wichtig, dass ich eine entsprechende Ausbildung für den Bereich besitze, in dem ich arbeite. Das gibt mir Sicherheit », sagt er. Nach kurzer Zeit während seiner Anstellung als Logistikleiter richtete er seinen Wunsch ans Brüggli. Dort folgte ein Assessment, um seine Eignung zu beurteilen. Das Interesse und die Empathie brachte er schon mit. Eine Fallbearbeitung und eine Recherche zu einem Krankheitsbild sollten noch mehr Aufschluss geben. Diese Arbeiten seien auch jetzt Teil der Kompetenznachweise in der Ausbildung.
Die privaten und finanziellen Hürden der eineinhalb bis zwei Jahre dauernden Ausbildung fallen für Sacha Lüthi weniger hoch aus. «Ich habe das Glück, dass mein Arbeitgeber einen Teil der Kosten übernimmt und ich durch die Subjektfinanzierung des Bundes einen Teil zurückerstattet bekomme, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist. Die Kinder von meiner Frau und mir sind bereits erwachsen. Sie arbeitet meist am Samstag. Den nutze ich als Lerntag. Nur die Ferienplanung ist ein wenig eingeschränkter als vorher», fasst er zusammen.
Sacha Lüthi ist der älteste in seiner Klasse. Ob ihn das störe? «Nein», lacht er. Er sieht viele Vorteile in seinen Lebens-, Arbeits- und Ausbildungserfahrungen. Die könne er mit dem neuen Lernstoff gut verknüpfen. Er sei gelassener und wisse inzwischen genau, welche Lernstrategien bei ihm funktionieren.
Mit Gespür zum gemeinsamen Erfolg
In der Ausbildung habe er bisher am meisten vom Konfliktmanagement und Wissen über Krankheitsbilder profitiert. Er lernt, wie sich ADHS oder Lernschwächen auf die Jugendlichen auswirken und wie er sie optimal auf ihrem Weg in die Arbeitswelt unterstützen kann. Sie sollen sich später ja langfristig auf dem Arbeitsmarkt behaupten können.
«Ich muss am Morgen spüren, mit welchem Bein ein/e Jugendliche/ r aufgestanden ist. Kann ich sie/ihn einer Aufgabe allein oder in einer Gruppe überlassen? Wenn sie/er nicht auftaucht, rufe ich an und versuche zu motivieren, trotzdem zu kommen. Da braucht man schon Geduld und Einfühlungsvermögen. » Besonders faszinierend ist es für Sacha Lüthi, die persönliche Entwicklung und positive Wandlung seiner Mitarbeitenden zu verfolgen. Von der Unsicherheit am ersten Lehrtag hin zum jungen Erwachsenen mit Lehrabschluss in der Tasche.
«Was ich mir für die Sozialberufe wünsche, ist mehr Beachtung und Anerkennung. Man sollte die Doppelbelastung zwischen dem Agogischen und Wirtschaftlichen mehr thematisieren. Denn die wirtschaftlichen Ziele müssen ja gleichwohl erreicht werden – aber genauso die persönlichen Ziele der Betreuungspersonen. Und vielleicht etwas mehr Flexibilität in den Weiterbildungsmöglichkeiten. Gäbe es Abendschul-Angebote, hätte ich die Ausbildung schon früher gemacht.»